In Baden-Baden lernte er
seinen späteren Kompagnon, Arthur Kassler aus
Berlin, kennen. Mit ihm gründete er 1906 die
Firma Preiss & Kassler, Geschäft für
Elfenbeinkunst mit Werkstatt, in Berlin. 1907
heiratete er die Berlinerin Margarethe Hilme.
Bald darauf wurden sein Sohn Harry und seine
Tochter Lucie geboren. Die Modellkollektion der neuen
Firma umfaßte anfangs Kleinplastiken aus
Elfenbein, u. a. Kinderstatuetten und Skulpturen,
deren Motive sich vorwiegend an klassischen
Idealen orientierten. Ab 1910 entstanden die
ersten Kombinationsplastiken aus Bronze mit
Elfenbein. Gießerei war die Firma Gladenbeck in
Berlin. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges
1914 brachte es die Firma auf sechs Mitarbeiter,
alles ausgezeichnete Elfenbeinschnitzer aus
Erbach.
Gleich nach Ende
des Krieges nahmen Preiss und Kassler das
Geschäft wieder auf, das sich in den Zwanziger
Jahren zur vollen Blüte entwickeln sollte.
Preiss war künstlerischer Leiter, während sich
Kassler dem kaufmännischen Bereich widmete.
Spezialität waren Kabinettsplastiken im Stil des
Art Déco, kombiniert aus Elfenbein und bemalter
Bronze auf Onyx- oder Marmorsockeln, mitunter
auch an Tischuhren oder Lampensockeln montiert.
Die Modelle, die nahezu alle von Ferdinand Preiss
entworfen waren, wurden in Serie aufgelegt. Ein
Großteil der Produktion wurde nach England und
in die U.S.A. exportiert.
Die Firma Preiss
& Kassler bestand bis 1943. In diesem Jahr
starb Ferdinand Preiss einundsechzigjährig an
einem Gehirntumor. Die Werkstatt mit dem
Musterlager in der Berliner Ritterstraße brannte
1945 kurz vor Kriegsende bei einem Bombenangriff
vollständig aus.
Ferdinand Preiss
gilt heute als einer der führenden
Elfenbeinbildhauer der Art Déco-Szene der
Zwanziger und Dreißiger Jahre. Seine
Bronze-Elfenbein-Skulpturen gehören weltweit zu
den höchstbezahlten.
Abbildung im
Bildhintergrund: Firmenzeichen von Preiss &
Kassler
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