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Biographisches    
       
  Ferdinand Preiss wurde am 13. Februar 1882 in Erbach im Odenwald geboren. Als er 15 Jahre alt war, starben seine Eltern kurz nacheinander. Die sechs Kinder wurden bei Verwandten und Freunden untergebracht, Ferdinand kam in die Familie des zu seiner Zeit bekannten Elfenbeinschnitzers Philipp Willmann, wo er zum Elfenbeinschnitzer ausgebildet wurde. 1901 verließ er die Werkstatt Willmanns und unternahm Reisen nach Mailand, Rom und Paris. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich als Modelleur.

 
  Ferdinand Preiss im Jahr 1905  
  In Baden-Baden lernte er seinen späteren Kompagnon, Arthur Kassler aus Berlin, kennen. Mit ihm gründete er 1906 die Firma Preiss & Kassler, Geschäft für Elfenbeinkunst mit Werkstatt, in Berlin. 1907 heiratete er die Berlinerin Margarethe Hilme. Bald darauf wurden sein Sohn Harry und seine Tochter Lucie geboren.

Die Modellkollektion der neuen Firma umfaßte anfangs Kleinplastiken aus Elfenbein, u. a. Kinderstatuetten und Skulpturen, deren Motive sich vorwiegend an klassischen Idealen orientierten. Ab 1910 entstanden die ersten Kombinationsplastiken aus Bronze mit Elfenbein. Gießerei war die Firma Gladenbeck in Berlin. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 brachte es die Firma auf sechs Mitarbeiter, alles ausgezeichnete Elfenbeinschnitzer aus Erbach.

Gleich nach Ende des Krieges nahmen Preiss und Kassler das Geschäft wieder auf, das sich in den Zwanziger Jahren zur vollen Blüte entwickeln sollte. Preiss war künstlerischer Leiter, während sich Kassler dem kaufmännischen Bereich widmete. Spezialität waren Kabinettsplastiken im Stil des Art Déco, kombiniert aus Elfenbein und bemalter Bronze auf Onyx- oder Marmorsockeln, mitunter auch an Tischuhren oder Lampensockeln montiert. Die Modelle, die nahezu alle von Ferdinand Preiss entworfen waren, wurden in Serie aufgelegt. Ein Großteil der Produktion wurde nach England und in die U.S.A. exportiert.

Die Firma Preiss & Kassler bestand bis 1943. In diesem Jahr starb Ferdinand Preiss einundsechzigjährig an einem Gehirntumor. Die Werkstatt mit dem Musterlager in der Berliner Ritterstraße brannte 1945 kurz vor Kriegsende bei einem Bombenangriff vollständig aus.

Ferdinand Preiss gilt heute als einer der führenden Elfenbeinbildhauer der Art Déco-Szene der Zwanziger und Dreißiger Jahre. Seine Bronze-Elfenbein-Skulpturen gehören weltweit zu den höchstbezahlten.

Abbildung im Bildhintergrund: Firmenzeichen von Preiss & Kassler

 
       
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